Biografie

Mit 19 hat Johannes Wogram ein Orchester geleitet und seine eigene Musik dirigiert. Es war seine Abschlussarbeit am Karl-Theodor von Dalberg-Musikgymnasium in Aschaffenburg. Sein persönlicher Triumph: „Dass die Geigen das Eichhörnchen erwischt haben.“ Wogram hatte nämlich die Musik zu einem Stummfilm komponiert. Er sah auf die Leinwand und musste punktgenau dem Orchester die Einsätze geben. Die Geigen sollten in dem Moment, da ein Adler sich aus höchster Höhe auf ein Eichhörnchen stürzt, ihn mit abwärts jagenden Triolen begleiten. Schön ausgedacht – bloß kamen die Geigen in den Proben regelmäßig zu spät, setzten erst ein, wenn der Vogel bereits fast am Boden war. Bei der Prüfung und einzigen Aufführung gelang das Kunststück jedoch – und der Abiturient war überglücklich.

Musiker und Lehrer wollte er werden. Im Lehramtsstudium der Uni Mainz lernte er den Unterricht im schulpraktischen Klavierspiel kennen. Dabei entdeckte er das Klavier als Spielplatz seiner Möglichkeiten und seiner Stilvielfalt. Das Lehramtsstudium wich damit einem am Jazz orientierten künstlerisch/ pädagogischen Klavierstudium.

An der Musikhochschule in Würzburg kam er seinem Traum näher. Vier Jahre studierte er dort und belegte Workshops bei u.a. bei Michael Wollny, Eric Schäfer, Stanley Clark, Portinho, Bastian Jütte, Jerry Bergonzi uvm. Es folgte ein weiteres Jahr in Dresden, wo Johannes Wogram seinen Master im Hauptfach Jazz-Klavier mit pädagogischem Schwerpunkt machte. Denn das zu vermitteln, was einen selbst antreibt, ist neben dem Musizieren die schönste Sache, die er sich vorstellen kann.

Heute ist das Klavier sein Orchester und sein Rückzugsort. Zuhause in Berlin komponiert er an einem Klavier, auf der Bühne nimmt er alles vom edlen Flügel bis zum abgegriffenen Keyboard. Für Johannes Wogram kommt es nicht darauf an, worauf er spielt – sondern mit wem. “Die Chemie muss stimmen.” So wie mit der Sängerin Tatiana Grunemann im Duo oder mit Maximilian Brüderl (d) und Johannes Fricke (b) im Klaviertrio.

Und seine musikalische Neugier kennt bisher keine Grenze: Neben allen Bereichen aus Jazz/Rock/Pop lernt Johannes Wogram zurzeit Orgel und lässt sich zum Kirchenmusiker ausbilden.  “Wie das zum Jazz passt? „Ach“, grinst Wogram lässig, „den besten Jazz für Orgel hat doch Bach geschrieben.”

Für Johannes Wograms beruflichen Alltag ist die Bandbreite seines musikalisch/ stilistischen Könnens von besonderer Bedeutung. Seit 2017 unterrichtet er neben vielen Musikschülern in Berlin die Lehramtsstudierenden der Hochschule für Musik in Dresden und der UdK Berlin: Und zwar im Schulpraktischen Klavierspiel, dem Unterrichtsfach, mit dem vor vielen Jahren sein eigener Werdegang zum Jazzmusiker und Musikpädagoge begann.

 

-Elske Brault-